10 Dinge, die unsere Kinder psychisch stark machen

Psychisch starke Kinder

 

Ich warte beim Bäcker, mein Blick schweift durch den Laden, meine Augen bleiben bei folgenden Worten hängen:

„Kranke Kinder-Seelen rufen häufiger nach Hilfe“ – Schlagzeile der Münsterschen Zeitung vom 05.07.2018.

Das interessiert mich, beschäftige ich mich doch seit Jahren mit dem Thema psychische Gesundheit. Nicht nur von Berufswegen sondern auch im eigenen Interesse, will ich doch meinen Kindern einen guten Weg bereiten.

 Mit Puddingbrezel und Zeitung lasse ich mich im Auto nieder und lese. 

Ich kann gar nicht glauben, was ich da lese. Da hat sich doch einer mit den Zahlen vertan. Oder etwa nicht? Ich bin geschockt.

Von 2010 bis 2016 stiegen allein die ambulanten Diagnosen von „tiefgreifenden Entwicklungsstörungen“ bei Kindern und Jugendlichen um 143 Prozent, „emotionale Störungen“ nahmen in dem Zeitraum um 45 Prozent zu.

 

Das kann doch nicht wahr sein, schießt es mir durch den Kopf! Es ärgert mich, dass der Artikel diese Zahlen verharmlost. Eine Erklärung für die gestiegenen Zahlen könnte sein, dass wir alle sensibler für das Thema psychische Krankheiten geworden sind und wir mehr Hilfsangebote annehmen. Hallo? Das ändert ja nichts daran, dass die Zahlen insgesamt sehr hoch sind. Und schon haben wir wieder alles relativiert und kein Handeln ist nötig. Ist ja schön und wichtig, die ambulanten Therapieangebote auszubauen, aber mir fehlt da völlig der präventive Gedanke.

 

Kann es sein, dass wir uns einfach damit zufriedengeben, dass 10 Prozent unserer Kinder psychisch erkranken?

Mir kommen viele Gedanken: Ist es unsere Art zu leben, die schlechte Bedingungen für unsere Kinder schafft? Ist es der viele Stress der Eltern oder haben unsere Kinder schon zu früh Stress? Tausend Beikost, Still- und Turngruppen aber keine die Eltern schult, was für die Psyche wichtig ist? Haben die Kinder zu wenig Freiraum, in dem sie nicht bewertet und ihnen gesagt wird, wie sie zu sei haben? Oder ist es doch etwas ganz anderes, was unsere Kinder krank macht.

Auch die WHO beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema psychische Gesundheit und spricht von einer Epidemie psychosozialen Stresses und psychischer Erkrankungen in Europa. Irgendwie sind psychische Krankheiten immer noch zu weit weg, werden nur am Rande wahrgenommen, obwohl sie mitten in der Gesellschaft angekommen sind. 

 

10 Prozent der Kinder… Und das sind nur die, bei denen es schon im Kindesalter auffällt. Ich kenne auch die Fälle, die es tapfer durch die Kindheit geschafft haben, aber dann als junge Erwachsene zusammenbrechen und psychisch schwer erkranken.

 

Nein, ich gebe mich damit nicht zufrieden! Ich rege mich auf und nutze diese Energie und schreibe. Ich wollte eh 'nen Block schreiben, dann habe ich ja jetzt auch ein Thema. Nach 15 Jahren in der sozialen Arbeit und nach vielen Weiterbildungen hat sich doch viel Wissen angesammelt und ein paar Dinge haben sich in der Praxis stets bewiesen. Ich arbeite mit Erwachsenen, die eine psychische Erkrankung haben und möchte, dass wir uns mehr mit dem Thema beschäftigen, wie Kinder psychisch gesünder aufwachsen. Ich bekomme von manchen meiner Klienten berichtet, was ihnen in ihrer Kindheit so schmerzlich gefehlt hat. Würde ich versuchen, es zusammenzufassen, wären es wohl zwei Worte: bedingungslose Liebe.

 

Wusstest Du, dass Babys und Kleinkinder die Trennung von den Eltern bzw. der Bezugsperson ähnlich wie körperlichen Schmerz erleben? Dass sich bei wiederholtem Stress solcher Art über einen längeren Zeitraum der Bereich im Gehirn, der für Angst zuständig ist, stark vergrößert? Dass Babys und kleine Kinder bis zu einem Alter von ca. 4 Jahren stets die Unterstützung und liebevolle Zuwendung von vertrauten Erwachsenen brauchen, um mit heftigen Gefühlen wie Angst, Wut und Trauer zurechtzukommen? Und je besser sie in dieser Zeit „fremdreguliert“ werden, desto besser können sie später selbst ihre Gefühle regulieren.

Mit diesem Wissen sieht man mach einen Erziehungs-Ratgeber mit ganz anderen Augen und könnte statt von einer "Anleitung zum Schlafen" von einer "Anleitung zur psychischen Misshandlung" sprechen. Insgesamt stehe ich vielen dieser Ratgeber, die ganz profan eine Meinung oder pädagogische Idee wiedergeben und nur kurzfristige Lösungen (oft in Form von Gehorsamkeitsübungen) bieten, sehr kritisch gegenüber.

 

Die Angst vor den kleinen Tyrannen ist immer noch präsent. Nein, ich glaube, wir müssen weg von der Angst hin zu einer ganz neuen Art der Erziehung, die sich frei macht von (unbegründeten) Ängsten, dass die Kinder missraten, wenn wir sie liebevoll begleiten. Wir brauchen einen ganz anderen Blick auf die Natur des Kindes bzw. des Menschen allgemein, einen durch und durch positiven Blick, der hinter allem Fühlen und Handeln einen tieferen Sinn sucht und ihn schlussendlich auch findet. Dank der Therapieforschung und der Neurobiologie sind wir auf einem guten Weg dorthin, aber die alten Stimmen sind noch zu laut und wirken in der Gesellschaft noch stark. Deswegen möchte ich Mut machen, anders zu denken und unsere Kinder anders zu sehen, damit können wir als Eltern unseren Kindern viel Widerstandskraft fürs Leben mitgeben.  

 

Aus meiner Arbeit als Dipl. Sozialpädagogin und Heilpraktikerin für Psychotherapie, aus der Literatur zur Bindungsforschung und Neurowissenschaft und meinen persönlichen Erfahrungen möchte ich hier die 10 für mich wichtigsten Punkte zu dem Thema zusammengetragen. 

 

10 Dinge, die unsere Kinder psychisch stark machen

 

1.       Versuche immer eine positive Absicht zu unterstellen!

 

Ja, ich weiß, es ist schwer immer davon auszugehen, dass Dein Kind kooperieren will und sein Bestes gibt. Aber vielleicht hilft Dir ja der Gedanke, dass Dein Kind von klein auf noch nicht alle Möglichkeiten der Kommunikation in sich trägt, sondern viele Jahre erst lernen muss, was überhaupt mit ihm los ist und wie es sich mitteilen kann. Ich denken, es fällt uns leicht zu sehen, dass das Kind Zeit benötigt sich körperlich zu entwickeln und wir unterstützen es dabei geduldig und werden nicht wütend, wenn es noch nicht einwandfrei laufen kann. Das empfinde ich deutlich anders bei der psychischen Entwicklung. Sobald die Kinder ein paar Worte sprechen können, behandeln wir sie fast wie Erwachsene, was unsere Erwartungen an ihre psychische Ausdrucks- und Anpassungsfähigkeit betrifft.  Dabei benötigen sie auch bei dieser Entwicklung viel Zeit und Geduld und unsere Unterstützung, die eigene innere Welt zu verstehen und dann auch noch mit der äußeren Welt passend zu kommunizieren. Ein fantastisches Buch dazu ist "Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn" von Danielle Graf und Katja Seide. 

Auch ich hätte mir das Buch etwas früher gewünscht, aber ich denke, es ist nie zu spät, sich damit zu beschäftigen. Ganz im Sinne von Konfuzius: "Wer einen Fehler gemacht hat und ihn nicht korrigiert, begeht einen zweiten" 

  

2.       Wende Dich Deinem Kind feinfühlig zu!

 

Ein weinendes Kind braucht Beruhigung und körperlichen Trost. Erfährt ein Kind keine Fremdregulation seiner heftigen Gefühle, kann das zur Überaktivität seiner Alarmsysteme im Gehirn und damit später zu Aggression, Angst und Depression führen. Das kann man sogar hirnbiologisch erklären. Durch Körperkontakt mit einer gut vertrauten Person werden Oxytocine im Gehirn ausgeschüttet, die das Kortisol=Stresshormon abbauen. Dein Kind braucht also Deine Hilfe und körperliche Nähe, um mit heftigen Gefühlen, wie Trauer, Wut, Frustration und Angst umzugehen und lernt erst innerhalb mehrerer Jahre die Gefühle selbst zu regulieren. Auch körperlicher Schmerz ist leichter in Deinem Arm zu ertragen. Also vergiss die Stimmen, die sagen: das kleine Kind muss lernen, sich allein zu beruhigen! Tut es ja auch, aber dadurch, dass Du es beruhigst und das Gehirn diesen Prozess abspeichert. 

Insbesondere die Idee unserer westlichen Gesellschaft, bereits Babys und Kleinkinder in ihr eigenes Zimmer zu legen, finde ich sehr diskussionswürdig. Ein kleines Wesen, das Dich zum Überleben braucht, soll mit Deiner Abwesenheit gut zurechtkommen? Ehrlich gesagt, hätte ich auch ein Problem gehabt, mit der Abwesenheit meines Babys zurechtzukommen. Dazu gibt es gute Literatur von Herbert Renz-Polster "Kinder verstehen - Born to be wild, wie die Evolution unsere Kinder prägt" 

 

 3.       Sorge gut für Dich und Deine Entspannung!

 

Babys und kleine Kinder reagieren oft auf unsere Mimik und Körpersprache, die ganz direkt ausdrücken, wie es uns geht. In einer gestressten oder gereizten Atmosphäre aufzuwachsen ist schlichtweg ungesund. Du solltest also gut für Dich sorgen, denn damit sorgst Du auch gut für Dein Kind. Nebenbei lernt Dein Kind übrigens auch, wie es gut für sich sorgen kann. Es lernt, dass man Pausen machen darf und nicht dauerhaft über seine Belastungsgrenze gehen muss. Außerdem fällt es Dir dann leichter gelassen zu bleiben und Dein Kind in seiner Einzigartigkeit und all seinen kreativen Ideen zu akzeptieren. Auch um automatische Handlungen und Verhaltensweisen im Umgang mit Deinem Kind durchbrechen zu können, brauchst Du Ruhe und solltest frei von Druck (auch Erwartungsdruck) sein. Je stärker der Druck, desto eher greifen wir auf tief verankerte Reaktionsmuster zurück, d.h. wir haben wenig Handlungsalternativen. Dazu findest Du noch mehr Informationen in dem Buch: "Was wir sind und was wir sein könnten: Ein neurobiologischer Mutmacher" von Gerald Hüther.

 

 4.       Eigne Dir Wissen an, denn es hilft zu verstehen!

 

Wie funktioniert das kindliche Gehirn und was ist kindgerecht und was nicht? Wenn Du mehr darüber weißt, was in Deinem Kind vorgeht und welche Entwicklungsschritte nötig sind, dann kannst Du es geduldiger und liebevoller begleiten. Ich werde immer ganz ärgerlich, wenn Mitmenschen davon sprechen, dass bereits Babys und kleine Kinder versuchen, uns zu manipulieren. Das ist schlichtweg falsch und den kleinen Wesen überhaupt nicht möglich! Wenn man sich mit der aktuellen Forschung zur kindlichen Entwicklung auseinandersetzt, kann man diese Gedanken überhaupt nicht nachvollziehen. Dazu findest Du noch mehr Infos in dem bereits erwähnten Buch von Danielle Graf und Katja Seide.

 

 5.       Vertrauen in die natürliche kindliche Entwicklung!

 

Du musst keinen Druck ausüben, damit eine gute Entwicklung stattfindet, eher das Gegenteil ist der Fall. Zwei wichtige Vertreter dieser humanistischen Denkweise sind Maria Montessori und Carl R. Rogers. Sie gingen immer von einer positiven Entwicklung des Kindes und auch des Erwachsenen aus. Viele Untersuchungen zeigen, dass Kinder ohne Zwang und Druck psychisch gesünder aufwachsen. Auch die Gesprächspsychotherapie wurzelt in dem Gedanken, dass der Mensch sich unter guten Bedingungen immer positiv entwickelt. Dein Kind lernt von sich aus (intrinsische Motivation ist so fantastisch) und durch den Kontakt mit Dir. Es will Dir gefallen und würde alles dafür tun, sogar seine eigenen Bedürfnisse unterdrücken.

 

 6.       Schaffe eine gesunde Atmosphäre!

 

Wenn sich Dein Kind wertgeschätzt und bedingungslos geliebt fühlt, macht es seine nächsten Entwicklungsschritte automatisch. Begleite Dein Kind, indem Du mitfühlst, Dich mitfreust, Anteil nimmst.

Durch Lob und Tadel lenkst Du das Kind nach Deinem Maßstab und beraubst es seiner eigenen Bewertung der Situation. Wenn ein Kind ständig gesagt bekommt, wie es zu sein hat und wie es sich zu fühlen hat, ist dies keine gute Basis für eine gesunde psychische Entwicklung.

Gib Deinem Kind das Gefühl, dass es richtig ist, so wie es ist und es muss keine Abwehrmechanismen entwickeln, um Deinem Anspruch gerecht zu werden.

Eine persönliche Sprache in Form von „Ich-Sätzen“ kann Dir dabei helfen, Deine Empfindungen auszudrücken, anstatt Dein Kind zu bewerten. Ein „Ich bin total kaputt von der Arbeit und ich merke, dass mich das laute Trommeln nervt. Bitte höre auf damit!“ kann Dein Kind besser akzeptieren als ein „Du bist schrecklich laut, hör endlich auf mit dem Krach!“. Manchmal hilft es sich vorzustellen, man spräche mit einer Freundin oder einem Freund, da wird deutlich, wie abwertend und unfreundlich wir manchmal mit unseren Kindern sprechen. Wenn Du mehr darüber wissen möchtest, kannst Du Dich auch mit dem Thema „Gewaltfreie Kommunikation“ von Marschall B. Rosenberg auseinandersetzen.

 

 7.       Gefühle sind alle willkommen!

 

Dein Kind braucht für eine gesunde Psyche die Möglichkeit auf das komplette Repertoire an Gefühlen zugreifen zu können. Auch Wut, Trauer und Angst sind wichtige Gefühle, die ihre Funktion haben. Wir brauchen sie auch als Erwachsene, um für alle Situationen gewappnet zu sein. Stell Dir vor, Dein 14-jähriges Kind wird im Bus belästigt, dann möchtest Du ja auch, dass es laut schreien und sich wehren kann. Wut hilft z.B. gut unsere eigenen Grenzen zu schützen. 

Bewerten wir diese Emotionen negativ, verbieten sie sogar oder lenken das Kind immer davon ab, wird sich das Kind früher oder später anpassen (es will ja kooperieren) und die Gefühle unterdrücken oder einfach nicht mehr wahrnehmen. Das kann auf Dauer krank machen. Auch bei der Entdeckung der eigenen Gefühle und bei der Umsetzung in Sprache, müssen wir das Kind begleiten, indem wir ihm Ideen geben, welche Gefühle es gerade erlebt (Mentalisierung nennt das die Wissenschaft). Fühlt sich unser Kind in seinem Gefühl verstanden, kann es sich viel besser beruhigen. Probiere es einfach mal aus und sage Deinem Kind, dass Du es verstehst. Ein Satz wie: „Das was Tante Frieda gesagt hat, hat Dich ganz schön wütend gemacht!“ wirkt deutlich anders als „Jetzt beruhige Dich mal, das war doch gar nicht so schlimm.“ Mit dem zweiten Satz sagst Du Deinem Kind nämlich auch, dass was es fühlt ist nicht richtig.

Ich habe mal auf einem Vortrag der Eos-Klinik über Burn-out einen Satz gehört, der mir gut in Erinnerung geblieben ist: Es gibt Untersuchungen, die besagen, dass in Familien, in denen viel über Gefühle gesprochen wird, eine deutlich höhere psychische Gesundheit zu finden ist. 

 

 8.       Übernimm die Verantwortung!

 

Du bist für Sicherheit, Ordnung und Verlässlichkeit verantwortlich. Auch die Qualität der Beziehung mit Deinem Kind liegt in Deiner Hand. Diese Verantwortung solltest Du ohne schlechtes Gewissen solange übernehmen, wie es Deinem Kind noch nicht möglich ist. Du kümmerst Dich darum, dass Dein Kind physisch gesund bleibt, die Zähne putzt, genug Schlaf hat, nur die altersentsprechenden Sendungen guckt und bietest ihm gesundes Essen an. Erst wenn es die möglichen (ernsten) Konsequenzen selbst einschätzen kann, kann es Verantwortung vollständig übernehmen. Natürlich kann es in Bereichen, die keine ernsten Folgen nach sich ziehen auch frühzeitig eigene Verantwortung einüben. Ich schreibe extra „ohne schlechtes Gewissen“, da ich weiß, wie schwer es manchmal fällt, den Kindern einen Wunsch abzuschlagen. Tue das ohne schlechtes Gewissen, weil Du weißt, dass es langfristig für sie besser ist. Dieser Bereich hat viel mit Ritualen und Grenzen zu tun, die Du natürlich auch mit Deinem Kind besprechen und aushandeln kannst. Das gefällt Deinem Kind sicher nicht immer, aber auch das ist berechtigt und darf sein. Du hast auch hier die Möglichkeit, Dich feinfühlend Deinem Kind zuzuwenden und ihm zu zeigen, dass Du seinen Frust/ seinen Ärger/ etc verstehst. 

Wichtig ist in dem Fall immer zwischen Bedürfnissen und Wünschen zu unterscheiden. Dazu gibt es auch wieder gute Literatur: "Nein aus Liebe - starke Eltern, starke Kinder" von Jesper Juul.

 

 9.       Suche nach gemeinsamen Lösungen! 

Du kannst selbst Dein kleines Kind miteinbeziehen und nach einer Lösungsidee fragen oder gemeinsam mit ihm Regeln für das Miteinander entwickeln, wenn es Probleme gibt. Du wirst überrascht und gerührt sein, was Du zu hören bekommst, wenn Du nach der Idee Deines Kindes fragst. Wenn Du z.B. statt: "Ich will das Du die Jacke anziehst und jetzt ist Ruhe!" sagst: "Ich habe Angst, dass Du draußen mit dem T-Shirt frierst und Du möchtest ohne Jacke raus. Wie können wir das denn lösen? Hast Du eine Idee?"  

Ich hatte mal die Situation mit meinem 4-jähigen Sohn, dass er plötzlich große Probleme bei unserer Verabschiedung im Kindergarten hatte. Ich habe ihn dann gefragt, ob er eine Idee hat, wie es ihm leichter fallen könnte. Er dachte kurz nach und sagte dann: "Papa kann mich doch bringen, da kann ich leichter Tschüss sagen!". Und das haben wir dann für eine Woche so organisiert. Ich selbst wäre nie auf diese Idee gekommen... 

Und Dein Kind wird die gemeinsam entwickelte Lösung viel wahrscheinlicher umsetzen, da es auch seine Lösung ist. Nebenbei baut Dein Kind noch Lösungskompetenz und ein Gefühl von Selbstwirksamkeit auf, was auch ein wichtiger Resilienzfaktor (psychische Widerstandfähigkeit) ist. Wenn Du dazu mehr wissen möchtest, empfehle ich Dir das Buch „Familienkonferenz“ von Thomas Gordon. Das ist zwar auch schon älter, hat aber an Aktualität nichts eingebüßt.

  

10.   Bleibe einfach Mensch!

Du kannst gemeinsam mit Deinem Kind wachsen. Du musst nicht immer alles genau wissen und alles richtig machen.

Du kannst Fehler eingestehen und Dich entschuldigen. Du kannst albern, inkonsequent, blöd und ungerecht sein.

Aber Du bleibst Mensch, tauschst Dich aus, beschäftigst Dich mit Dir und kannst auch von Deinem Kind einiges lernen.

Damit kannst Du Deinem Kind auf Augenhöhe begegnen.

 

Sicher könnte ich noch mehr ins Detail gehen und weitere Punkte aufnehmen, aber ich möchte Dich erstmal nur ermuntern, Dich damit zu beschäftigen. Die zehn Punkte könnte man fast mit den drei Grundbedingungen der Personzentrierten Beratung und Psychotherapie bezogen auf Dein Kind zusammenfassen:  

 

-          Versuche Dein Kind zu verstehen, in allem was es fühlt und tut!

 

-          Bleibe Mensch auf Augenhöhe und sage, was in Dir vorgeht!

 

-          Schätze Dein Kind wert und gib ihm das Gefühl, in Ordnung zu sein und bedingungslos geliebt zu werden!

 

Wenn Du mehr über diese Art der Begleitung Deines Kindes erfahren möchtest, melde Dich gerne bei mir. In Einzelberatungen und im Elterntraining „Personzentrierten Elternschule- Miteinander Leben“ können wir uns mit diesen Themen intensiv beschäftigen. Auch wenn Du immer wieder an Deine Grenzen stößt, Dir etwas vornimmst und es nicht umgesetzt bekommst, kann eine Beratung helfen, den Knoten zu lösen. Ich weiß selber nur zu gut, dass man manchmal ganz schön in seinen eigenen Verhaltensmustern fest steckt und auch starker Wille nicht hilft.

 

Schreib mir gerne Deine Ideen und Anregungen!

 

 

Für die weitere Lektüre empfehle ich (unsortiert):

 

Carl Rogers, Jesper Juul, Thomas Gordon, Marschall B. Rosenberg, John Bowlby, Maria Montessori, Erik Erickson, Mary Ainsworth, Alfie Kohn, Prof. Dr. Fabienne Becker-Stoll, Danielle Graf und Katja Seide, Herbert Renz-Polster